Ohne Doshas ist das ayurvedische System undenkbar. Dabei gibt es keinen ähnlichen Begriff aus moderner Wissenschaft, der etwas Ähnliches beschreibet. Was ist genau ein Dosha? Dieses lässt sich sogar besser erspüren, als wirklich mit bekannten Begriffen zu beschreiben.
Um die drei Bioenergien Vata, Pitta und Kapha baut sich die ganze ayurvedische Lehre. Man findet sie überall in unserer Umwelt – die Natur und wir als Teil derer tragen in uns die Doshas, bestehen aus den Doschas, produzieren und scheiden sie aus. Unserer Körper und Emotionen sind eine Zusammensetzung aus diesen drei Lebenskräften.
Pitta, Vata und Kapha setzten sich aus fünf Elementen zusammen und erben auch deren Eigenschaften. Diese spezifischen Eigenschaften im Hinterkopf zu behalten, hilft enorm, das Verhalten von Doshas zu verstehen und somit auch ihr Ursache-Wirkung-Prinzip zu erkennen.
Am Anfang ist es ungewöhnlich, weil wir uns vom gewöhnlichen Konzept über die moderne wissenschaftliche Welterklärung distanzieren sollen. Wobei was gibt es noch so Spannendes, als den eigenen Verstand immer wieder aufs Neue auszurichten und ihm „frisches Futter“ zu geben? Wenn nicht so, wie dann verschafft man innere Freiheit?
Die Welt besteht aus den fünf Elementen Feuer, Wasser, Luft, Erde und Äther. Die ersten vier sind irdischer Natur, das fünfte erfüllt den Himmel. ―Aristoteles
Die Doshas werden nicht nur von äußeren, physischen Faktoren des groben Körpers der Natur kreiert, sondern auch unseren Charakter, Gedanken und emotionale Zuneigungen. Bevor ihr anfangt zu lesen, empfehle ich euch erstmal einen eigenen Dosha-Test zu machen. Ich habe lange an dem Test gearbeitet, um so detailliert wie möglich alle Bereiche abzudecken.
Jeder von uns hat alle drei Doshas, am häufigsten hat man zwei dominierende Doshas, seltener nur eins oder alle drei. In dieser Artikel-Reihe geht es vor allem um die Beschreibung von reinen Dosha-Konstitutionen und um die Empfehlungen für die Dosha-Balance. Ein „Mischling“ achtet auf die eigene Dosha-Balance und berücksichtigt dabei die Einflüsse von außen, wie zum Beispiel das Wetter, die Jahreszeit usw. Zwischendurch werden auch Beispiele aus der Natur gebracht. So sollen die Zusammenhänge und allgegenwärtige Präsenz von Doshas deutlich werden.
Dosha heißt auf Sanskrit „etwas, was sich verdirbt“. Diese Bedeutung leitet sich aus dem Verständnis von Krankheit. Gerät ein Dosha aus der Bahn, vermehrt es sich oder schwindet, beeinflusst es unseren Gesundheitszustand. Wie alles in unserem Leben, sind Doshas in ständiger Bewegung und reagieren auf Veränderungen in der Außen- und Innenwelt. Deswegen spricht man eher über den gesunden und glücklichen Zustand eines Menschen als über eine Dosha-Balance.
Wir fangen traditionell an – vom feinstofflichen zum gröberen. Hier schon mal vor ab eine sehr wichtige Bemerkung – es gibt kein besseres oder schlechteres Dosha. Jedes von ihnen hat seine besonderen Eigenschaften. Deshalb sind solche Aussagen wie „OMG, ich habe so ein Pech, ich bin Kapha!“ oder „Super, ich habe ein 6er in Lotto, weil ich Pitta-Vata bin“ einfach nicht sinnvoll. Wie können wir eine Banane mit einem Kürbis vergleichen?
Vata
Vata setzt sich aus den Elementen Äther und Luft. Es ist ein sehr feinstoffliches Dosha. Äther und Luft sind unbeständig und im Vergleich zu Feuer, Wasser und Erde am einfachsten in Bewegung zu setzen. Deswegen gerät Vata auch am schnellsten aus den Fugen.
Trockenheit und Kälte sind die Attribute von diesen Elementen. Wenn Wind bläst, kühlt er meistens und trocknet aus. Nichts widersteht der Kraft von stetigen wehenden Wind, weder ein Stein noch Eisen. So stark sind diese Elemente. Der Äther verleiht uns die Möglichkeit, zu hören und zu sprechen. Er trägt Schallwellen, gibt ihnen Raum. Die Luft haucht allem auf unserer Welt das Leben ein, versorgt es mit der nötigen Lebensenergie.
Ein Mensch, der hauptsächlich Vata Dosha in sich trägt, findet leicht bei sich die Eigenschaften von den beiden Elementen Luft und Äther. Er ist oft derjenige, der von Kreativität sprudelt, motiviert und mit seinem Humor und Unternehmungslust jede Party bereichert. Er scheint mitten im Geschehen zu sein und immer up-to-date. Bis er abrupt gelangweilt und müde wird. Dann ist Pause angesagt. Viel Schlaf, guter und geregelter Tagesablauf sowie warmes, nahrhaftes Essen helfen ihm, wieder Kräfte zu sammeln und zu regenerieren.
Der Körper vom Vata-Typ ist von Extremen gezeichnet – manchmal ist er sehr groß, schmal und alle Glieder sind eher lang mit ausgeprägten Gelenken. Oder ist er eher ein kleiner Typ. Vata-Menschen haben sehr trockene Haut und Haare, knacksende Gelenke und brüchige Nägeln. Sie sind unglaublich kreativ und sensibel. Selbst wenn es ihnen nicht ganz bewusst ist, aber ein gewisses Gespür für die Außenwelt ist oft bei Vata eingeboren. Sie sind empathisch, intuitiv und Wetterfühlig. Frauen, wenn sie sich ihrer Weiblichkeit bewusst sind, erinnern oft an leichte wunderschöne Schmetterlinge, ungreifbar und etwas geheimnisvoll. Männer haben oft bis in das angesehene Alter keinen Bauch und bei regelmäßigen aber nicht übertriebenen Sport-Übungen vielleicht nicht extrem große und fleischige aber gut definierte Muskel. Sie wirken schlank und drahtig.
Vata-Typen haben so eine eigene persönliche Geschichte mit ihrem Darm, weil er oft einfach nicht will, bockt, streikt und sperrt zu. Und das Lied „99 Luftballons“ passt dazu auch sehr gut. „Vatas“, ihr wisst, was ich meine. Daher sind eine gut funktionierende Verdauung und regelmäßiger leichter Stuhlgang schon die halbe Miete und ein Schlüssel zum gesunden Leben. Dafür sollen Vata-Konstitutionen regelmäßig warm und nahrhaft essen. Trockene Mahlzeiten und Brotzeiten, kalte Speisen sind nicht gut für sie. Am besten stellt ihr euren Ernährungsplan auf Eintöpfe zu Mittag und warmes wie das berühmte englische Porridge, Frühstück um. Es gibt eine gute Neuigkeit für euch – ihr könnt euch mit ruhigen Gewissen mal was Süßes gönnen. Natürlich nicht übertreiben, ist ja für niemanden gut, aber von allen drei Dosha-Typen tut euch der süße Geschmack am besten. Zu vermeiden sind Bohnen und Linsen-Gerichte sowie Erbsen, außer Mung Bohnen und ein bisschen Tofu. Je nach der Stärke des Verdauungsfeuers können rote Linsen verzehrt werden, ansonsten sind sie und Hülsenfrüchte zu aufblähend und sollen sorgfältig mit Gewürzen ausgeglichen werden. A pro pos Gewürze. Alle Vata-Konstitutionen frieren leicht und mögen es warm, sowohl draußen als auch IM Körper. Deswegen tun viele Gewürze mit wärmenden Eigenschaften dieser Konstitution gut. Ingwer zum Beispiel darf auf keinen Fall im Speiseplan fehlen, insbesondere als Tee. Ein warmes Getränk lässt sich schnell und einfach zusammen mischen und selbst am Arbeitsplatz leicht zubereiten. Frischer Ingwer, Kumin, Fenchel, Nelke, jeweils einen halben Teelöffel von allem mit einem Liter kochendem Wasser aufgießen und 10 Minuten ziehen lassen. Das klappt sogar schnell in der Früh und lässt sich einfach in einer Thermoskanne mitnehmen. Dieser Tee stärkt Immunität und Verdauungsfeuer und wirkt sehr sehr gut auf die Verdauung allgemein.
Besonders im Herbst, wenn die Vata-Zeit die Pitta-Zeit ablöst, wird die Wirkung von diesem Dosha spürbar. Es gibt diese Herbsttage mit kristallklarem blauen Himmel, feuerrotem Laub und unerklärbarer Sehnsucht, die seit Langem Dichter und Künstler inspirierte. Wir spüren deutlich, wie vergänglich die Zeit ist und dass es wohl möglich etwas ganz Anderes noch gibt, was wir in dem schnellen Vergehen von Tagen übersehen. Prickelnde kühle Luft streicht Bäckchen und die Nase, die Hände frieren leicht ohne Handschuhe, die Seele friert schnell ohne Liebe. Der Körper fühlt sich leicht an, der Unterschied zwischen Schatten und Sonne ist deutlich. Das Vata herrscht in der Natur, die ungreifbare wechselhafte Schönheit.
„Vatas“, bitte achtet auf euren Tagesablauf und gönnt euch genug Ruhe, Wärme und Schlaf. Eure Leichtigkeit, Kreativität und euer ansteckendes Lächeln dürfen uns nicht fehlen!
Eigenschaften: trocken, rau, kalt, leicht, beweglich, klar, dünn, brüchig
Lebensmitteln, die Vata vergrößern: alle leichten und trockenen Speisen mit bitteren, scharfen und zusammenziehenden Geschmack. Mais, Gerste, Bohnen, Apfel, harte Birnen, Trockenfrüchte, Kartoffel, Kohl, grünes Gemüse und grünes Obst, Erbsen, Hefebrot
Lebensmitteln, die Vata beruhigen: warme Getränke, ölige, sauere, süße und salzige Speisen. Milchprodukte, Öle, Butter, Reis, Getreide, Trauben, Pfirsiche, Melonen, Avokado, Kokosnuß, Möhren, Spragel, Gurken, Pfeffer, Kümmel, Kreuzkümmel, Ingwer, Haselnüsse, Mandeln ohne Haut