Wenn man über die ukrainische oder russische Küche spricht, kommt Borschtsch an der ersten Stelle. Als Mensch, der schon viele Freunde zu wahren Borschtsch-Liebhaber bekehrt hat, sage ich euch: der Borschtsch ist eine vollkommene Speise für kalte Jahreszeiten und ungemütliches Wetter im Winter. Keine bessere und wohltuendere Mahlzeit, kann mit dem Borschtsch konkurrieren. Vitamine aller Art, Wärme und angenehme Sättigung – das alles liefert uns eine gute Portion Borschtsch. Aber über allem steht natürlich der Geschmack. Eigentlich ist Borschtsch ein traditionelles Gericht aus der Ukraine, hielt aber seinen gloriosen Einzug in fast jede sowjetische Republik ein und ist sozusagen ein Zeichen für Völkerverständigung und Freundschaft. In Russland gab es etwas in die Richtung, was Schtschi heißt. Die Ähnlichkeit besteht nicht nur in dem zungenbrecherischen Namen, sondern auch in der Vielfalt von Gemüse im Rezept. Der Hauptunterschied liegt daran, dass Borschtsch unbedingt rote Bete beinhaltet.
Es gibt unzählige Rezepte von Borschtsch. Ich hatte mal eine Freundin, deren Vater ein Buch über Borschtsch-Rezepte herausgegeben hat. Das Buch hatte 56 Rezepte, die er sorgfältig und authentisch von verschiedenen Hausfrauen gesammelt hat. Mittlerweile findet man im Internet bis zu 160 verschieden Rezepte von Borschtsch. Wir kochen heute eine vegetarische Variante, die mit Gewürzen ganz im Sinne der Ayurveda die Eigenschaften von Zutaten ausgleicht und hervorhebt. Wobei an der Stelle möchte ich unbedingt betonen, dass dieses Gericht sehr gut für die kalte Jahreszeit geeignet ist. Also entweder im Winter oder im Frühjahr, weil es die Doschas Vata und Kapha ausgleicht und Pitta leicht erhöht. Über die ayurvedischen Eigenschaften sprechen wir noch mal zum Schluss.
Die vegetarische Variante lässt sich einfach in ein veganes Rezept umwandeln. Hinweise für die entsprechenden Zutaten gebe ich in Klammern.
Wasser | 4 Liter |
Weiße Bohnen, Abtropfgewicht | 400 gr. |
Rote Bete | 350 gr. (ca. 5 kleine Rübchen) |
Karotten | 200 gr (ca. 2 Stück mittlerer Größe) |
Weißkohl | 500 gr. |
Zwiebel | 200 gr. (2 in mittlerer Größe) |
Paprika | 100 gr. (1 Spitzpaprika) |
Kartoffel | 600 gr. (8 mittlere Kartoffeln) |
Tomaten in Würfel | 1 Dose Bio-Tomaten oder 3-4 gut ausgereifte Tomaten mit abgezogener Haut |
Selerie | 100 gr. |
Knoblauch | 3 Zehen |
Ghee (vegan: Bio-Sonnenblumenöl) | 3 Esslöffeln |
Gewürze | Muskat, Koriander, Kumin, Kurkuma – von allen Gewürzen je 1/2 Teelöffel, Lorbeerblatt (3-4 Stück), Chili-Schotte (besser – grüne, nach Geschmack und Schärfe, Orientierungswert ca. 1/2 Schotte), Salz (nach Geschmack, Orientierungswert – 2 gestrichene Teelöffeln, Rohrohzucker (1 Teelöffel) |
Frische Kräuter | Dill und Petersilie oder nur Koriander, je nach Geschmack |
Bio-Creme Fraiche oder Bio-Schmand (vegan: Bio-Soja-Yogurt Natur) | Je nach Geschmack, ca. 1 Teelöffel pro Teller |
Man braucht ein wenig Übung, um sich alle Zutaten zu merken. Insgesamt sind es 10 Gemüsesorten und 9 Gewürze plus Kräuter, Öl und Creme Fraiche.
Borschtsch ist kein blitzschnelles Gericht. Die Kochzeit je nach Übung beträgt zwischen 40 Minuten und einer Stunde. Dafür habt ihr mehr als genug Eintopf. Man munkelt, dass Borschtsch am nächsten Tag sogar besser schmeckt als ganz frisch. Das muss jeder selbst herausfinden, ob er wirklich besser schmeckt. Schlechter schmeckt er jedenfalls auf keinen Fall.
Um Zeit zu sparen, rate ich euch das Wasser zum Kochen aufzustellen und währenddessen die Zutaten zu schälen. Das Schälen und das Schnipseln sind der am meisten aufwendige Teil.
Nach dem Schälen wird das Gemüse geschnitten. Rote Bete in längliche dünne Streifen. Kartoffel in Würfel, Zwiebeln in kürzeren Streifen oder kleineren Würfeln. Sellerie und Karotten kann man reiben oder in kleine kürzere Streifen schneiden. Reiben geht schneller. Paprika auch in mittlere Streifen schneiden. Knoblauchzehen entweder mit einer Knoblauchpresse pressen oder klein schneiden.
Zum Schluss – der Weißkohl, auch in Streifen. Die Länge kann man nach Belieben variieren.
1,5 Löffel Ghee in eine Pfanne geben und auf mittlerer Hitze zerfließen lassen. Alle Gewürze bis auf die Lorbeerblätter und Chili ins Ghee geben. Umrühren und nach max. 10 Sekunden rote Bete dazu geben und ebenfalls umrühren. Die gemahlenen Gewürze können schnell anbrennen. Deswegen müsst ihr gut aufpassen und ständig umrühren.
Zu der roten Bete 2 klein geschnittene Knoblauchzehen geben:
Ca. 2-3 Minuten auf leicht erhöhter Hitze anbraten, danach Tomaten und 1 Teelöffel Rohrohzucker dazu geben, umrühren:
Hitze auf die Mittelstufe reduzieren und noch 3 Minuten leicht köcheln. Anschließend in den bereits aufgestellten und (hoffentlich inzwischen kochendem Wasser) Top geben und die Hitze vom Topf auf die Mittelstufe reduzieren, damit es leicht köchelt. Dazu komme Lorbeerblätter.
Die Pfanne mit einem Küchenkrepp abwischen, das restliche Ghee in die Pfanne geben und schmelzen lassen. Dazu Zwiebeln geben und glasig anbraten, bis der schöne Duft von angebratener Zwiebel kommt.
Ein ganz wichtiger Schritt! Bevor zu den Zwiebeln weiteres Gemüse kommt, in den Kochtopf…mit bereits… Kartoffeln und Bohnen geben! Es muss unbedingt nachdem die rote Bete ca. 5 Minuten gekocht hat, geschehen und nicht umgekehrt. Sonst verlieren Kartoffel und Bohnen ihre Farbe und werden rosa.
Zu den Zwiebeln Karotten, Sellerie und Paprika geben, umrühren und ca. 3-4 Minuten andünsten.
Anschließend in den Borschtsch-Topf zu den anderen Zutaten geben. Alles umrühren, zum Kochen bringen und die Hitze reduzieren. 10 Minuten köcheln lassen.
Zum Schluss Weißkohl noch hinzufügen und alleskurz aufkochen, anschließend Hitze sofort reduzieren und weitere ca. 10-15 Minuten köcheln lassen. Der Weißkohl soll leicht bissfest sein.
Kurz vor dem Schluss (2-3 Minuten) salzen und den restlichen Knoblauch und Chili hinzufügen. Probieren und eventuell nachsalzen.
Creme Fraiche ist zum Servieren obligatorisch, Kräuter sind sehr empfehlenswert, aber doch optional.
Wie das Gericht duftet ist unbeschreiblich… Es duftet nach Kraft, gutem Geschmack und Gesundheit!
Jetzt lasst uns die ayurvedischen Eigenschaften vom Borschtsch anschauen.
Weiße Bohnen | Verringern Kapha, vermehren Pitta und Vata, sie wirken kräftigend |
Rote Bete | verringert Vata, kann Pitta vermehren. Sie ist tonisierend, wirkt leicht abführend und blutbildend |
Karotten | Verringern Vata und Kapha, vermehren Pitta. Sie wirken blutbildend und blutreinigend |
Weißkohl | Verringern Pitta und Kapha, vermehrt Vata. Blutreinigende und harntreibende Wirkung |
Zwiebel | Verringert Kapha und Vata, vermehrt Pitta. Wirkt anregend, aphrodisierend, schweißtreibend und schleimlösend. Angebraten in Ghee, ähnelt es den kräftigenden Eigenschaften von Fleisch, ist aber von schlechten Einflüssen frei. |
Paprika | Vermindert Kapha und Pitta. |
Kartoffel | Allgemein guter Einfluss auf alle Doschas, im Übermaß verschlechtern sie Pitta und Vata. Sie kräftigen, wirken tonisierend und erdend. |
Tomaten in Würfel | Können Pitta verschlimmern. Um diesen Eigenschaften entgegen zu wirken und die Verdauung zu erleichtern, zuckern wir sie ein wenig beim andünsten. |
Sellerie | Verringert Pitta und Kapha, vermehrt Vata. Wirkt harntreibend, nervenberuhigend und -stärkend. Er reinigt und klärt den Geist und das Blut |
Knoblauch | Vermehrt Pitta stark, wirkt anregend, aphrodisierend, antiseptisch, schleim- und krampflösend. Er kräftigt das Herz, wirkt gegen Parasiten und stärkt das Immunsystem |
Ghee | Wirkt sehr tonisierend und ist gut für Verdauung. Verringert Pitta und Vata, erhöht leicht Kapha. Sehr gut für die Haut, Immunsystem und Knochenmark. Kräftigt Leber und Nieren. Unterstützt und verbessert das Verdauungsfeuer |
Muskat | Vermehrt Pitta, verringert Kapha und Vata. Verbessert die Aufnahme von Nährstoffen. Gut bei Schlaflosigkeit und schmerzhafter Periode. Wirkt beruhigend, gegen Ängste und Nervosität und wohltuend für das Nervensystem. |
Koriander | Ist Ausgleichend auf alle Doschas, wirkt gut dem Pitta entgegen. Bei Erkältungskrankheiten, Schnupfen, Heuschnupfen, Herpes, Hautausschlag, schlechtem Blut sehr zu empfehlen. Wirkt wohltuend bei Übersäuerung und ebenfalls auf das Nervensystem |
Kumin (Kreuzkümmel) | Verringert Kapha und Vata, verstärkt Pitta nicht übermäßig. Wirkt gegen Darmgase und erleichtert die Verdauung von schwerem Gemüse wie Kartoffel, Bohnen oder Kohl |
Kurkuma | Wirkt auf alle Doschas ausgleichend. Reinigt das Blut und die Lymphe. |
Lorbeerblatt
| Erhöht leicht Pitta, verringert Kapha und Vata. Wirkt gegen Blähungen und Kopfschmerzen, unterstütz die Verdauung. |
Chili | Vermehr Pitta stark. Fördert die Verdauung, wirken anregend |
Creme Fraiche, Schmand | Anregend und Nahrhaft. Vermindert Vata. |