Wir setzen unsere Reise von Säule zu Säule von Ayurveda fort. Im zweiten Artikel dieser Reihe geht es um das nächste Dosha, das sich aus Elementen Feuer und Wasser zusammensetzt, um Pitta
So steht er vor mir – ein selbstbewusster junger Unternehmensberater, einer von sehr vielen in München. Hände auf der Stuhllehne halten diese ganz fest, als ob der Stuhl es vorhat, wegzulaufen. Klarer durchdringender Blick, athletische Figur, leicht lichtes rötliches Haar. Wenn er sich zu mir über die Lehne her beugt, spüre ich seinen leicht säuerlichen Atem. Er glaubte nicht an Humbug, wie Ayurveda, ist ja nur alles Quatsch für die einsamen Frauen Ende Dreißig mit einem Hang zu Esoterik. Es gehörte nicht in seine Welt. Bis er irgendwann mal starke Magenschmerzen bekam und seine dritte Marathon nicht laufen konnte. Bis dann irgendwie gar nichts mehr ging und das verräterische Wörtchen „Burn-Out“ ihm aus dem Spiegel winkte . Klar, typischer Pitta-Typ eben, sie kennen keinen Stopp, sie kennen nur Power und Macht und sie mögen es und sie haben es. Leider nicht unbegrenzt und sobald sie das zu spüren bekommen, da springen schon die ersten Funken aus den stechenden Augen: das geht ja so gar nicht, eigene Schwäche zu zugeben. Zu viel Fleisch, zu viel Alkohol, zu viele Überstunden, zu viel Groll und Ärger. Alles zu viel, nur zu wenig Entspannung und zu wenig Lockerlassen. Dabei sooo viel Potenzial.
So sind sie, die Pitta-Typen. Feurig, clever und fleißig. Wie das Feuer eben, beißen sie sich durch. Feuer hat viel Energie. Feuer ist unser Licht und Transformation. Pitta ist kein reines Feuer-Element, sondern eine Mischung aus Feuer und Wasser Elementen, steht Pitta für alle möglichen Transformationen in unserem Körper. Über die Pitta-Eigenschaften haben wir schon in Sommer-Empfehlungen gesprochen. Hier geht es vor allem um die Menschen, die dieses Dosha als Hauptdosha haben.
Was aussieht wie das Spiel mit dem Feuer, ist immer das Spiel des Feuers mit uns. – Georg Skrypzak
Der Körper vom reinen Pitta-Typen ist proportional, wohlgeformt mit guter Muskulatur. Er treibt gern Sport und liebt Wetten und Wettbewerbe. Mittelpunkt ist seine Arena – dank seinem scharfen Verstand hat er immer was zu sagen und diskutiert gern. Ob das Gegenüber auch so begeistert von dem Energiestrahl ist, bleibt manchmal vom Pitta-Typen nicht wirklich wahrgenommen. Aber genauso soll ja der angeborene Anführer sein – Entscheidungen zu treffen und manchmal die Konsequenzen in Kauf nehmen. „Pittas“ haben damit selten ein Problem, für sie steht das Ziel über die Kosten, auf die dieses Ziel erreicht wird. Das ist genau der Punkt, an dem Pitta-Konstitution empfohlen zu arbeiten wird – Mitgefühl und Rücksicht auf die anderen zu nehmen. Wut und Ärger sind destruktiv, mit der Nächstenliebe und Geduld erreicht man viel mehr – wenn der Pitta-Typ das mal begriffen hat, kann er unglaubliche Kraft und Energie entwickeln. In Kombination mit dem scharfen Verstand und guten rhetorischen Fähigkeiten begeistern und motivieren sie die Umwelt zu Selbstentwicklung und einfach zu guten Sachen.
Ihr erkennt oft die Pitta-Typen an ihrer hellen und zu Sonnenbrand anfälliger Haut, Sommersprossen und vielen Muttermalen. Sie schwitzen schnell und stark, oft mit einem ausgeprägten Geruch. Was auf jeden Fall bewundernswert ist und dem starken Pitta-Dosha in der Konstitution zu verdanken ist, heißt „Agni“– das Verdauungsfeuer. Das ist die Kraft, die moderne Wissenschaft nur bedingt erklären kann. „Mein Magen kann Reißnagel verdauen“ – so beschreibt der Volksmund einen starken und Magen, der viel verträgt. Diese Power des kleinen Reaktors ist Verdauungsfeuer. Es ist ausgesprochen wichtig, es voll funktionsfähig zu erhalten. Denn das Verdauungsfeuer ist zuständig für die Spaltung und Aufnahme von unserer Nahrung und wenn es schwach ist, bilden sich schnell Toxinen. Dies führt wiederum zu Entstehung von Krankheiten.
Wenn ein Pitta-Konstitution doch seine Verdauungskraft missbraucht und sie aus der gesunden Balance gerät, sei es durch Stress oder schlechtes Essen, dann leidet dieser Typ an der ersten Stelle an Sodbrennen und Unverträglichkeit von saueren Lebensmitteln. Später, wenn Pitta-Typen älter werden, können dazu Bluthochdruck und Herzprobleme kommen.
Pitta-Konstitution ist sehr anfällig, seine Energie im Laufe des Gefechts zu überschätzen und die leeren Tanks nicht mehr wahrzunehmen, bis es zu spät wird. Deswegen ist das aller erste Gebot für Pitta-Typen, bitte seid achtsam zu sich selbst. Wenn ihr anfangt, euch über alles zu ärgern, alle nerven euch, ihr bekommt einen Tunnelblick und könnt schwer loslassen, sagt „Stopp!“ zu euch und fahrt runter. Die Umwelt und eure Mitmenschen werden euch nur dankbar dafür. Wie euch euer eigener Körper dankbar wird, das werdet ihr merken, wenn ihr nach einer kleinen Verschnaufpause eine Menge an frischer Energie und Motivation zurückbekommt.
Zum Schluß noch ein paar Wörter zu Alkohol und Fleisch. Nur ein paar, denn die Beziehung zwischen Pitta und diesen zwei Dingen lässt sich ganz einfach beschreiben – am besten ist es, Schluß mit ihnen zu machen. Ja, so ganz einfach. Es ist keine gute Freundschaft. Fleisch und Alkohol sind höchst Pitta-störend. Zudem wirken diese Produkte sehr negativ auf unsere Emotionen aus. Pitta vertragen das Veggi-Leben gut, besonders, wenn die Umstellung schonend durchgeführt ist. Ich bin kein großer Verfechter von vegetarischer oder gar – veganer Ernährung. Wie über alles in dieser Welt, jeder muss es für sich bewusst entscheiden und es ist sogar nicht für jeden gut, komplett fleischlos zu leben, es ist sehr sehr individuell. Aber im Fall von Pitta empfehle ich es ausdrücklich, das Fleisch-Konsum mindestens einzuschränken. Man braucht keine außerordentlichen intellektuellen Fähigkeiten, um zu verstehen, dass man ein gutes Feuer am besten mit gutem Holz und nicht mit Schießpulver aufrechterhält. Schlechtes Blut und Übersäuerung, schlechte Haut, erhöhtes Cholesterin, Gallensteine, Bluthochdruck, erhöhte Reizbarkeit und schlechter Schlaf – das sind nur die wenigsten negativen Folgen vom Konsum von Alkohol und Fleisch.
„Pittas“, was wäre unsere Welt ohne eure Stärke Motivation und Disziplin? Bleibt ruhig und liebevoll, denn die Welt wird dadurch so bereichert und wird euch tausendfach dafür beschenken.
Eigenschaften: heiß, leicht ölig, scharf, sauer, flüssig
Lebensmitteln, die Pitta erhöhen: heiße Speisen, Speisen mit scharfem, sauerem, salzigem Geschmack, Yogurt, Käse, Honig, Mandeln, Buchweizen, Sesam, Grapefrut, Oliven, Tomaten, Auberginen, Salz, Pfeffer, Nelken, trockener Ingwer, Fisch, Fleisch, fermentierte und angelegte Speisen
Lebensmitteln, die Pitta beruhigen: kühle (nicht kalte!) Speisen, Speisen mit zartem, bitterem und zusammenziehendem Geschmack. Milch, Ghee, Zucker, Sonnenblumen- und Olivenöl, Brot, Basmatireis, Roggen, Trauben, Kokosnuß, Gurke, Kartoffel, frisches Gemüse, grünes Gemüse, Frischkräuter wie Koriander